Midnight Cowboy by James Leo Herlihy

Midnight Cowboy by James Leo Herlihy

Autor:James Leo Herlihy
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2018-07-16T00:00:00+00:00


8

In Gedanken ging er noch einmal den Betrug durch, der gerade stattgefunden hatte. Er konnte es nicht glauben, also dachte er noch einmal darüber nach und dann noch einmal. Dann hörte er, wie Mr. O’Daniel etwas darüber sagte, dass Jesus sein Herz erobert hatte, und plötzlich brach die Realität dessen, was passiert war, komplett über ihn herein.

Ohne ein Wort zu verlieren, stand er auf und lief aus dem Zimmer, er war fest dazu entschlossen, das Geschehene richtigzustellen. Er schaute noch nicht einmal zurück, als er sich schon im Korridor des Hotels befand und Mr. O’Daniel ihm nachrief. »Junge, Junge! Haben Sie keine Angst, fürchten Sie sich nicht, mein Junge!« Er wartete auch nicht auf den Aufzug, sondern eilte die Treppen hinunter und nahm dabei zwei Stufen auf einmal, dann befand er sich auf der 42nd Street, rannte bis zur Sixth Avenue und dann wieder zurück zur Eighth Avenue, aber während er das tat, wurde ihm klar, dass es so gut wie unmöglich sein würde, Rizzo zu finden. Selbst als er versuchte, sich wieder an den Namen von Rizzos Hotel zu erinnern, wusste er, dass ihm das auch nichts nützen würde. Es ging ihm nicht darum, seine zwanzig Dollar zurückzubekommen, oder nicht mehr, vielmehr wollte er sich irgendwie an Rizzo rächen, damit er sich nicht mehr ganz wie ein Idiot fühlen musste. Während er auf dem Times Square stand und den Broadway in Richtung des Duffy Square hochschaute, überkam ihn folgende Fantasie:

Der groteske Knilch kommt um die Ecke geeiert und schlüpft in die Tür eines Zigarrenladens. Joe läuft über die Straße und stellt ihn dort. Rizzo bereut nicht einmal ein bisschen, was er getan hat, und macht sich stattdessen über den Mann lustig, den er übers Ohr gehauen hat. Joe nimmt ein Messer aus der Tasche und hält es an Rizzos Kehle, mit dem Wunsch, genau an dieser Stelle einen akkuraten und tödlichen Schnitt zu machen. Aber selbst in seiner Fantasie kann er sich nicht dazu bringen, mit dem Messer in die Haut des jungen Mannes zu schneiden. Er lässt das Messer fallen und erwürgt Rizzo mit bloßen Händen. Der Mord zieht Aufmerksamkeit auf sich, um ihn versammelt sich eine Menschenmenge, die Polizei kommt und …

An dieser Stelle hörte seine Fantasie auf. Plötzlich sah Joe ein Foto von sich selbst auf der Titelseite einer Zeitung. Er hielt an, blinzelte und schaute noch einmal genau hin. Er bildete sich dieses Bild nicht ein, es war so real wie seine Stiefel, und dort stand der Zeitungshändler in seinem kleinen grünen Stand, vor dem sich die Tagespresse stapelte. Auf der Titelseite eines der Boulevardblätter war ein Foto abgedruckt, auf dem ein junger Mann von zwei Polizisten abgeführt wurde. Joe dachte: »Das kann nicht ich sein, ich hab doch niemanden umgebracht!«

Aber das Foto gab es wirklich.

Er kaufte eine Ausgabe dieser Zeitung und eilte damit in eine nahegelegene Pizzabude. Als er das Foto dort bei Licht betrachtete, stellte er fest, dass es sich bei dem dargestellten jungen Mann, obwohl er ihm so ähnlich war, dass er



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